Vor wenigen Tagen hat das Regierungspräsidium den Love Family Park auf den Mainwiesen bei Hanau verboten. Nach Ansicht der Naturschutzbehörde im Regierungspräsidium hat der Schutz der Auwiesen mit seltenen Tier- und Pflanzenarten Vorrang vor dem Musikfestival, welches in diesem Jahr mehr als 20.000 Besucher aus dem in- und Ausland angelockt hat. Wenn es bei dieser Entscheidung bleibt, wird es die Party zukünftig nicht mehr geben.
Der Veranstalter Steffen Charles von Cosmopop hat verlauten lassen, dass es wirtschaftlich nicht möglich sei, das Festival in kleinerem Rahmen mit weniger Besuchern zu organisieren. Nach den Worten des Hanauer Oberbürgermeisters Claus Kaminsky (SPD) gibt es in Hanau kein anderes geeignetes Gelände. Da sich eine breite Mehrheit der Stadtverordneten, nicht nur der Fraktionen der Koalition aus SPD, den Grünen und den Bürgern für Hanau, für den Erhalt des Love Family Parks ausgesprochen hat, besteht noch eine letzte Hoffnung für das Festival. Der Oberbürgermeister will sich bei der Landesregierung dafür einsetzen, dass die Entscheidung noch einmal geändert wird.
Im Detail geht es dabei um den Ausschluss der bisher genutzten Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet, in dem diese derzeit eingebettet ist. Das hessische Umweltministerium hat dies abgelehnt um zu verhindern, dass dort noch mehr Veranstaltungen erlaubt werden. In den vergangenen Jahren war die Nutzung nur mit einer Ausnahmegenehmigung möglich, die das hessische Umweltministerium zukünftig nicht mehr geben wird. Da das Festival „nur einen begrenzten Adressatenkreis“ anspricht und „nicht wesentlich zur Verbesserung der Wirtschaftskraft“ der Stadt beiträgt, sieht das Regierungspräsidium dazu keinen Grund mehr.
Warum dieser Richtungswechsel jetzt stattgefunden hat ist mir unbekannt. Vielleicht sitzen jetzt andere Entscheidungsträger an den Hebeln, denen die Veranstaltung schon länger ein Dorn im Auge war. Da das Festivalgelände seit jeher in einem Landschaftsschutzgebiet liegt, stellt sich die Frage, warum elf Jahre lang eine Genehmigung erteilt wurde, die jetzt auf einmal zurückgezogen wird. Womöglich spielen die permanent wachsenden Besucherzahlen eine Rolle, die zu einem Umdenken des Ministeriums geführt haben. Das ist allerdings alles nur Spekulation. Fakt ist, dass nach dem Ende des „Green & Blue“ Festivals ein weiteres legendäres Techno Open Air vor dem Aus steht.
Es wäre sehr schade wenn unser „Love Park“ nicht mehr stattfinden würde. Ich selber gehöre seit über einer Dekade zum festen Stammpublikum und freue mich jedes Jahr Anfang Juli auf eine tolle Party. Dieses Jahr war aus meiner Sicht übrigens eine der besten, da das Line-up und die Musik wesentlich vielseitiger waren. Auch die After Hour in den Offenbacher Clubs MTW und Robert Johnson übertraf alle Erwartungen, so dass ich nur von einer rundum gelungenen Veranstaltung sprechen kann. Ich hoffe wirklich, dass diese 2013er Ausgabe des Love Family Parks nicht die letzte war.
Prinzipiell steht es aber nicht schlecht um Freiluftpartys im Rhein-Main Gebiet. Es vergeht im Sommer kein Wochenende an dem zeitgleich nicht gleich mehrere kleinere Open Air Partys in Frankfurt, Offenbach und Umgebung stattfinden und auch relativ gut besucht werden. Zwar werden nicht immer große Namen aufgefahren, aber die lokalen Plattenkünstler oder Live Acts stehen meistens den „Big Playern“ in nichts nach. Preislich bewegen sich die Veranstaltungen im unteren Bereich und wissen auch mit gelungenen After-Partys zu begeistern.
Sieht man sich das Angebot in ganz Deutschland an, kann man nicht meckern. Für Freunde elektronischer Musik aller Stile gibt es eine Fülle an Open Air Festivals unterschiedlicher Größe, die mal Familiär aufgezogen sind oder durch ihre Größe und das immense Angebot beeindrucken. Wirft man einen Blick über unsere Landesgrenzen hinaus, gibt es viele weiter tolle Festivals, die einen Besuch wert sind. Vielleicht werde ich das Festivalspecial nächstes Jahr um den ein oder anderen persönlichen Favoriten erweitern, der bei unseren europäischen Nachbarn zu finden ist.
Aus heutiger Sicht, ein witziger Artikel. Eigentlich hätte man aber wissen können, daß man, wenn es um soviel Geld geht, Mittel und Wege finden wird, damit das ganze irgendwie, irgendwo weitergeht. Was es dann ja auch tat.
Schmunzeln mußte ich auch bei dem Satz:
Der Veranstalter Steffen Charles von Cosmopop hat verlauten lassen, dass es wirtschaftlich nicht möglich sei, das Festival in kleinerem Rahmen mit weniger Besuchern zu organisieren.
Gut das man das zwischen 1996 und 2000 noch nicht wußte, sonst hätten die LFP damals gar nicht stattfinden können! :-)))