2013 neigt sich langsam dem Ende entgegen, daher wird es Zeit einen Blick auf die letztjährigen Entwicklungen der Clublandschaft in Frankfurt zu werfen. Es gab ja bekanntlich einige Veränderungen – einige Clubs haben geschlossen und die Ausgehmöglichkeiten zu elektronischer Musik sind ziemlich überschaubar geworden.
Am 30. November 2012 ging die 8-jährige Ära des Cocoon Clubs in Fechenheim zu Ende. Über die Gründe wurde viel geschrieben und gesprochen, weshalb ich die hier einfach mal außen vor lasse. Die Homebase des Techno-Urgesteins Sven Väth hatte zwar genauso viele Kritiker wie Fans, hinterließ aber unbestreitbar eine Lücke im Frankfurter Nachtleben. Typischer Techno- und House Sound, wie man ihn auch auf dem Cocoon Label findet, ist seitdem rar geworden in der Mainmetropole. Dass mit dem Ende des Clubs auch die fragwürdigen Samstagsveranstaltungen verschwunden sind, ist aus meiner Sicht kein Verlust, da es genügend Locations für kommerziellen Housesound in der Region gibt. Kurze Zeit und einen Besitzerwechsel später wurde aus dem Cocoon Club das Moon13. Anfangs versuchte man hier noch an den früheren Sound anzuschließen, inzwischen allerdings nähert man sich immer mehr dem Konzept der A-Discotheken an (für alle die nicht wissen was ich meine: es gibt diese tollen Spaßdiskos mit Themenabenden, die für ihr Klientel und Niveau bekannt sind), die ebenfalls zum Bestand des Besitzers gehören. Das Ende des Moon13 ist eigentlich schon abzusehen.
Anfang 2013 erwischte es dann das U60311. Der Niedergang des ehemaligen Vorzeigetechnotempels begann schon vor mehreren Jahren nach dem Rückzug diverser Veranstalter, beschleunigte sich aber rasant nach dem tragischen Tod eines Gastes, der im Zuge einer Auseinandersetzung von den Türstehern des Clubs tot geprügelt wurde. Der gleichgültige Umgang mit dem Vorfall durch die Clubleitung, machte aus dem Laden für viele eine No-Go-Location. Erst auf massiven Druck der Stadt wurde der Laden schließlich nach langem Gezerre und fehlender Einsicht des Besitzers geschlossen. Betrachtet man das U60311 rückblickend ausschließlich unter dem musikalischen Aspekt, gab es nun eine Location weniger für treibenden, bisweilen harten Techno und Minimal.
Im April folgte dann der nächste Paukenschlag. Das Monza in Frankfurt, Spielwiese für Techno und Techhouse, musste aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nach über 10 Jahren schließen. Das sehr junge Publikum und der hohe Hipsteranteil waren nicht jedermanns Sache, allerdings gab es bisweilen ganz gute Partys in dem Laden. Glücklicherweise wurde die Lücke schnell gefüllt und es finden in den Räumlichkeiten inzwischen wieder verschiedene Einzelveranstaltungen statt, die durch abwechslungsreiches Programm zu begeistern wissen. Wer auf der Suche nach guten Technopartys ist, sollte den Laden im Auge behalten. Das ganze gestaltet sich allerdings nicht immer sehr einfach, da das Programm nur spärlich beworben wird.
Im Mai ging das muntere Clubschließen weiter. Die Bar99 in der Hanauer Landstraße in Frankfurt, die vorher unter dem Namen „Vinylbar“ als After Hour Club einen zweifelhaften Ruf erlangte, musste für immer die Pforten schließen. Auslöser waren nicht die vorangegangenen Polizeirazzien, sondern bauliche Pläne der Stadt Frankfurt. Fairerweise muss hier erwähnt werden, dass das feuerrote „Hexenhaus“ unter neuem Namen und geändertem Konzept sein ehemals übles Image abgelegt hatte.
Zum Jahreswechsel soll nun das King Kamehameha nach 14 Jahren schließen. Besitzer der Räumlichkeiten, Ari Goldmann, trennt sich vom derzeitigen Betreiber allerdings nicht wegen Insolvenz, sondern aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen des Clubkonzeptes. Ob und wie es in der Location an der Hanauer Landstraße weitergehen wird, ist noch offen.
Das „Clubsterben“ betrifft aber nicht nur Techno- und Houseclubs, sondern hat sich zu einem generellen Problem des Nachtlebens gemausert. Das Living XXL in Frankfurt war zwar keine Pilgerstätte für Fans elektronischer Klänge, allerdings hatte es satte 15 Jahre auf dem Buckel als es im Oktober schloss. Gibson-Chef Madjid Djamegari hat hat die Entwicklungen der letzten Zeit in einem Interview folgendermaßen kommentiert: „Die Club-Szene wandelt sich. Ging es früher primär um Musik, Tanz und das gemeinsame Erlebnis, so geht es heute vielmehr um Entertainment, um Show.“ Mit dieser Einschätzung dürfte er richtig liegen, da Großveranstaltungen als besondere Events mehr denn je brummen. Das Wochenend-Ausgehverhalten allerdings scheint einem generellen Wandel zu unterliegen.
Das klingt jetzt alles ziemlich dramatisch, aber es gibt auch positive Veränderungen und immer noch genügend Möglichkeiten am Wochenende die Nacht zum Tage zu machen. Insbesondere das Tanzhaus West in Frankfurt ist zurzeit der „Place to be“ für Techno und House und feiert inzwischen sein 10-jähriges Bestehen. Der Club platzt inzwischen fast jedes Wochenende aus allen Nähten und begeistert mit innovativen Partys und einem abwechslungsreichen Line-up. Natürlich profitiert der Laden auch von den eingeschränkten Möglichkeiten in Frankfurt auf Techno feiern zu gehen . Darüber hinaus gibt es in Frankfurt zunehmend Veranstaltungen in Off-Locations, die echten Underground-Flair versprühen und sehr gut besucht sind. Um die Zukunft elektronischer Musik in Frankfurt braucht man sich meiner Meinung nach keine Sorgen zu machen. Dieses Jahr erst haben sich mehrere Clubs im Rhein-Main Gebiet zur Interessenvertretung „Clubs am Main“ zusammengeschlossen, um als Netzwerk die Club- und Veranstalterszene als Kreativwirtschaft im regionalen Bewusstsein zu verankern. Es gibt meines Erachtens nach genügend Leidenschaft und Ideenreichtum in der Szene für ein fortbestehendes aktives Nachtleben und viele tolle Partys.